Das Burn-out-Syndrom ist ein sehr heterogenes Krankheitsbild, sowohl Symptome als auch Schweregrade sind individuell sehr unterschiedlich. Folgt man dem Stufen-Modell nach Freudenberger und North, haben therapeutische Maßnahmen dann Aussicht auf einen langfristig andauernden Erfolg, wenn das Burn-out-Syndrom in einer frühen Phase erkannt wird.
Bis zu Symptomen der vierten Phase haben Betroffene, die selbstreflektiert sind und ihr Gefühlsleben und daraus resultierende Verhaltensweisen als Problem anerkennen, die Chance, durch eigene Veränderungen einem weiteren Voranschreiten des Burn-outs entgegenzuwirken. Allerdings lässt sich keine allgemeine Aussage darüber treffen, ab welcher Phase Hilfe von außen notwendig wird. Auch hier ist das Erleben der verschiedenen Symptome sehr verschieden und die eigene Belastungsgrenze individuell.
Welche therapeutischen Maßnahmen für den Einzelnen infrage kommen, kann erst nach ausführlicher Untersuchung durch den behandelnden Arzt, im besten Fall durch einen Neurologen, entschieden werden. Die Festlegung der Therapie sollte immer in gemeinschaftlicher Absprache mit dem Patienten erfolgen (Ausnahme: Akute Lebensgefahr in Phase 12).
Hat der behandelnde Arzt die vorliegenden Beschwerden des Patienten als Symptome des Burn-out-Syndroms anerkannt, sind psychotherapeutische Maßnahmen die Grundlage für eine erfolgreiche Therapie. Es gibt heute unterschiedliche Formen der Psychotherapie, die sowohl einzeln als auch kombiniert in Anspruch genommen werden können. Alle psychotherapeutischen Maßnahmen sind darauf ausgerichtet, den Patienten für sein eigenes Verhalten zu sensibilisieren und alternative Verhaltensweisen zu erlernen. Das Erlernen von Maßnahmen zur Konflikt- und Problembewältigung stellt ein übergeordnetes Ziel bei der Therapie des Burn-out Syndroms dar. Eine Psychotherapie ist dementsprechend ein langfristiger Prozess, der über Jahre andauern kann.
Grundlage jeder Form der Psychotherapie ist die sogenannte kognitive Verhaltentherapie. Der Betroffene ergründet mit einem Therapeuten seine eigenen Verhaltensweisen und Denkmuster. Die Verhaltenstherapie ist darauf ausgerichtet, dass der Patient mit Unterstützung des Therapeuten erkennt, in welchen Phasen und in welchen Situationen er festgefahrene Denk- und Verhaltensmuster abruft. Erst wenn die Erkenntnis über krankmachende Prozesse eingetreten ist, kann anhand der Verhaltenstherapie eine Veränderung stattfinden, indem nach alternativen Methoden im Umgang mit schwierigen Situationen gesucht wird.
Die tiefenpsychologische Psychotherapie erfolgt in Einzelgesprächen mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten. Während die Verhaltenstherapie darauf ausgerichtet ist, eigene Verhaltensmuster zu erkennen und ändern zu können, geht die Psychoanalyse in der Regel tiefer. Häufig wird diese Form der Psychotherapie notwendig, wenn Maßnahmen der Verhaltenstherapie nicht greifen, weil der Betroffene aus tief im inneren verankerten Verhaltensmustern handelt, die einen biografischen Hintergrund haben. Das Aufarbeiten und die Erkenntnis eigener Probleme, die sich durch Prozesse in der Vergangenheit manifestiert haben, macht eine Verhaltenstherapie bei solchen Patienten erst möglich.
Die Psychotherapie kann ambulant erfolgen. In schwerwiegenden Fällen des Burn-out-Syndroms kann der behandelnde Arzt die Therapie in einer spezialisierten Klinik empfehlen. Für Patienten, die eine solche Empfehlung erhalten, ist es in der Regel entscheidend, ihr Umfeld für eine Zeit zu verlassen, um die festgefahrenen, krankmachenden Verhaltensmuster durchbrechen zu können.
Auf das Burn-out-Syndrom spezialisierte Kliniken bieten ihren Patienten meist ein umfassendes Angebot aus verhaltenstherapeutischen Ansätzen, therapeutischen Gesprächen als Einzel- und Gruppensitzungen, Psychoanalyse, Körpertherapie, Bewegungs-, Sport- und Kunsttherapie, Sozio- und Ergotherapie sowie Schulungen zu Entspannungstechniken. Auch hier entscheidet der Arzt gemeinsam mit dem Patienten, welche Kombination von Behandlungsmaßnahmen individuell sinnvoll ist und wie lange der Aufenthalt empfehlenswert ist.
Pflanzliche Medikamente wie Johanniskraut oder Baldrian können für Patienten mit Burn-out-Syndrom, die sich noch nicht in einer akuten Phase der Erkrankung befinden, gegebenenfalls entspannend wirken. Für Patienten mit depressiven Tendenzen kommen unter Umständen Psychopharmaka wie zum Beispiel Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) zur Ergänzung der psychotherapeutischen Maßnahmen infrage. Psychopharmaka hemmen oder regulieren bestimmte Prozesse im Gehirn und können so gravierenden Tiefphasen des Patienten entgegenwirken. Allerdings sollte die Pharmakotherapie bei Patienten mit Burn-out-Syndrom nie die psychotherapeutischen Maßnahmen ersetzen, sondern kann nur als Baustein eines gesamten Therapiekonzepts empfohlen werden.
Sabrina Mandel