Die Ansichten, inwieweit Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen einer Depression und einem Burn-out-Syndrom bestehen, gehen weit auseinander. Auch die Weltgesundheitsorganisation hat bis dato keine eindeutigen Aussagen darüber getroffen, ob ein Burn-out-Syndrom eine eigenständige Erkrankung darstellt. Als Diagnoseschlüssel wird es in der ICD-10-Klassifikation unter Depression im Unterpunkt „Sonstiges“ geführt. Das Burn-out-Syndrom wird dementsprechend oftmals nur als ein bestimmter Typus der Depression anerkannt und es werden Bezeichnungen wie stressbedingte Depression, Stressdepression oder Erschöpfungsdepression für die Symptome eines Burn-outs genutzt.
Als ein Punkt, der den Unterschied zwischen Burn-out und Depression verdeutlichen soll, wird der Ursprung des Burn-out-Syndroms gesehen, der häufig im beruflichen Umfeld zu finden ist. Der Unterschied liegt diesem Ansatz nach vor allem in den Ursachen für die jeweilige Erkrankung. Während die Depression als kontext-frei in jedem Lebensbereich und ohne greifbaren Auslöser auftreten kann, entsteht das Burn-out-Syndrom kontextbezogen insbesondere aus Situationen des beruflichen Umfelds. Da sich das Burn-out-Syndrom aber nicht mehr nur ausschließlich aus einer beruflichen Überbelastung heraus entwickelt, kann dieser Aspekt nicht als eindeutiges Unterscheidungskriterium angesehen werden.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist der emotionale Zustand der Patienten selbst. Menschen, die unter einer Depression leiden, verspüren eine tief sitzende Freudlosigkeit und Traurigkeit. Sie leiden häufig unter Appetitlosigkeit und Schlafstörungen, sind schwermütig und grüblerisch. Auch Patienten mit einem Burn-out-Syndrom können mit ähnlichen Gefühlen kämpfen. Vor allem ihr Verhalten nach außen hin unterscheidet sich aber, insbesondere in der Anfangsphase, vom dem depressiver Menschen. Während Patienten mit einer Depression sich meist immer mehr zurückziehen, still und häufig unauffällig sind, schwankt das Verhalten von Burn-out-Patienten vor allem in der Anfangsphase oft ins Gegenteil bis hin zu Gereiztheit, Überdrehtheit und Aggression.
Auch beim Verlauf können Unterschiede erkannt werden. Patienten mit Burn-out-Syndrom befinden sich mit Beginn der Symptome in einer Art Kampf: Erst gegen sich selbst und die eigenen hohen Erwartungen, später auch gegen andere. Das Verhalten ändert sich im Laufe der Erkrankung: Zynismus, Ablehnung und Veränderung der eignen Werte erschweren das alltägliche Leben zusätzlich. Je länger die Krankheit nicht als solche erkannt und behandelt wird, desto länger dauert der innere und äußere Kampf und umso gravierender wird der Erschöpfungszustand bei den Patienten.
Diese Entwicklung gibt es bei Patienten mit einer Depression in der Regel nicht. Stattdessen beginnt diese mit schleichender Schwermütigkeit und Traurigkeit, die sich mit Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit nach außen hin zeigen kann.
Gemeinsamen lassen sich vor allem im weiteren Verlauf des Burn-out-Syndroms erkennen. Betroffene ziehen sich mehr und mehr aus ihrem Umfeld zurück, sie werden depressiv. Nach dem 12-Stufen-Modell von Freudenberger und North beginnt dieser Zustand in Phase 10. Ihr Gemütszustand und auch ihr Verhalten nach außen lassen sich nun meist nicht mehr eindeutig von den Symptomen eines Patienten mit Depression unterscheiden. Die Gemeinsamkeit ist dementsprechend der akute Zustand der Depression, der sich psychosomatisch auswirken und chronisch werden kann.
Egal, ob man Depressionen als höchste Stufe des Burn-outs oder das Burn-out-Syndrom als Unterform der Depression ansehen mag, beide Formen bedürfen dringend einer ärztlichen Betreuung, weil sie unter Umständen lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können. Wichtig ist, dass sich die Therapie abhängig davon, ob es sich um eine Depression oder ein Burn-out-Syndrom handelt, unterscheidet. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat Informationen zusammengestellt, wie man eine Depression erkennen kann.
Sabrina Mandel